Proteinurie

Hinweise zur Diagnostik und Verlaufskontrolle

Eine dauerhafte Erhöhung der Eiweißausscheidung im Urin erfordert eine weitere Abklärung. Bei der Diagnostik der Proteinurie wird zwischen der qualitativen und quantitativen Proteinbestimmung unterschieden. Eine qualitative Proteinbestimmung mittels Urin-Teststreifen ist zur generellen Erfassung des Gesundheitsstatus sinnvoll. Bei positiver qualitativer Proteinbestimmung, zur Diagnose und Verlaufsbeurteilung der verschiedenen Nephropathien ist die quantitative Proteinbestimmung mittels Albumin im Urin und/oder Gesamteiweiß im Urin indiziert. Zur weiteren Abklärung einer Proteinurie ist deren Klassifizierung mittels der Bestimmung der Markerproteine oder durch eine Urin-Elektrophorese indiziert.

Befundbewertung

Die verfügbaren Messverfahren erfassen zahlreiche Urinproteine mit unterschiedlicher Sensitivität. Ergebnisse sind daher methodenabhängig zu interpretieren und zwischen verschiedenen Laboren nur bedingt vergleichbar. Zusätzlich ist physiologisch die Eiweißausscheidung bei den Patienten von Tag zu Tag erheblichen Schwankungen unterworfen.

Eine Eiweißausscheidung von mehr als 200–300 mg täglich, bezogen auf ein Ausscheidungsvolumen von 1,5 Litern, gilt als pathologisch. Ab einer Ausscheidung von mehr als 3,5 g/24 h wird von einem nephrotischen Syndrom gesprochen.

Bei der Differenzierung kann durch den Nachweis der unterschiedlichen Proteine die Art der vorliegenden Schädigung bestimmt und auf mögliche Differenzialdiagnosen verwiesen werden. Nachfolgend sind die Befundkonstellationen, bezogen auf die genannten Leitproteine, dargestellt. Es ist zu beachten, dass bei der Befundung der Urin-Elektrophorese weitere Proteine betrachtet werden können.

Übersichtstabelle zur Befundbewertung, bezogen auf die nachzuweisenden Analyten
AlbuminTransferrinIgGAlpha-1-
Mikroglobulin
ErgebnisDifferenzialdiagnose
Physiologisch
Leichte bis mäßige Albuminurie
(bis 300 mg/g)
Diabetische Nephropathie (Stadium 3), hypertensive
Nephropathie (Frühstadium), SLE-Nephropathie
(Frühphase)
▲▲Deutliche Albuminurie
(über 300 mg/g)
Minimal-Change-Nephritis, Frühstadium der fokal-sklerosierenden Nephritis, SLE-Nephropathie, perimembranöse und Immunkomplex-Glomerulo­nephritis, IgA-Nephritis u. a.
Unselektive glomeruläre ProteinurieAkute Glomerulonephritis, rapid progressive Glomerulonephritis, diabetische Nephropathie, Goodpasture-Syndrom, SLE-Nephropathie, Schwangerschaftsnephro­pathie, orthostatische Proteinurie, Amyloidose u. a.
▲▲▲▲▲▲Nephrotische Proteinurie
(> 3,5 g/24 h)
Membranöse Glomerulonephritis, diabetische Nephropathie, hämolytisch-urämisches Syndrom, kongenitales nephrotisches Syndrom, Goodpasture-Syndrom, fortgeschrittene Nephrosklerose, Amyloidose u. a.
▲/▲▲▲/▲▲▲/▲▲▲/▲▲MischproteinurieDiabetische Nephropathie (Stadium 4 und 5), Amyloidose, Myelomniere – glomerulosklerotischer Verlauf, SLE, Nierentransplantatabstoßung, fortgeschrittene Glome­rulonephritis, chronische Pyelonephritis u. a.
Tubuläre ProteinurieInterstitielle Nephritis, Pyelonephritis, medikamenten-induzierte Tubulopathie, Analgetika-Nephropathie, Reparationsphase nach akutem Nierenversagen, Transplantatabstoßung

Arztinformationen

 

Zu den Anleitungen Urinprobennahme

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